Levante ist eigentlich ein Stereo-Endverstärker mit relaisgeschalteter Eingangswahl, fernbedienbarer Lautstärkereglung im Line-In-Bereich mit Kopfhörerausgang und umschaltbarer Verstärkerschaltung. Man kann das Gerät nämlich im reinen Class-A-Betrieb nutzen, was Riviera-Entwickler Chiomenti ganz eindeutig vorzieht. Oder aber man schaltet auf den klanglich nicht ganz so beeindruckenden Class-A/B-Betrieb um und hat dann anstelle von 30 Watt glatte 120 Watt zu Verfügung. Diese Umschaltung braucht ein paar Sekunden, denn es wird nicht nur das Bias der Ausgangstransistoren angepasst, sondern es werden andere Wicklungen in der Stromversorgung genutzt.
Das Prinzip der Laststabilität gilt auch für den Levante. An 4 Ohm stehen dann 60 Watt im Class-A Bereich zu Verfügung und schon sehr potente 200 Watt in der Class-A/B-Variante. Chiomenti erklärt dazu, dass er die A/B-Schaltung nur eingebaut hat, da es einfach zu viele Menschen die hohe Leistung für notwendig halten. Er hat die Erfahrung gemacht, dass die Riviera-Kunden sie allenfalls als Stromsparschaltung (ja – der Verbrauch sinkt tatsächlich!) auf Partys nutzen, wenn man der Klang nicht perfekt sein muss. Immer ganz richtig agiert das Pärchen ECC81-Röhren, das vor den bipolaren-Feldeffekttransistoren in der Treiberstufe sitzt.
Levante bietet Eingänge für ein Paar XLR-Buchsen und vier RCA-Sets. Wer auch die Phonowiedergabe richtig genießen möchte, kann ein sehr hochwertiges Phonomodul mitbestellen oder vom Vertrieb nachrüsten lassen. Dieses Modul ist ausschließlich für MM-Tonabnehmer konzipiert, da Luca Chiomenti der Meinung ist, Kunden mit MC sollten einen guten Übertrager des Herstellers seines Tonabnehmers davor nutzen. Er habe leider keinen Platz mehr im Gehäuse, um noch Eingangsübertrager mit unterschiedlichen Abgriffen einstreuungsfrei unterzubringen. Das ist in Japan übrigens bei hochwertigen Phonostufen der Normalfall. Wer sich Phono sehr gut und vor allem ohne zusätzliches Gerät mit Stromanschluss wünscht, der sollte unbedingt diese Option wählen. Kunden mit einem sehr hochwertigen MM-Tonabnehmer sowieso.
Der Kopfhörerausgang des Levante wird von der Endstufe angesteuert und spielt sehr nahe am Niveau des AIC10BAL, welcher als Kopfhörerverstärker konzipiert ist. Wer also sowohl Kopfhörer als auch Lautsprecher sehr gut antreiben möchte, der braucht mit dem Levante keine externe Lösung mehr.
Riviera hat an der Gehäusekonstruktion des Levante gegenüber dem AIC10BAL, der ja ebenfalls Kopfhörer und Lautsprecher antreiben kann, eindeutig gespart. Front und Rückseite werden nicht aus 10 Zentimeter starken Aluminiumblöcken gefräst, sondern es reichen 3 Zentimeter. Das senkt die Kosten ganz erheblich und lässt mehr Platz für Kühlkörper. Eine Vollmetall-Fernbedienung ist trotzdem inklusive. Übertrieben hat man wohl beim Deckel. Der sollte vor allem nicht schwingen. Ob man ihn deswegen aus einem einzelnen Aluminium-Blech heraus fräsen muss, sei dahingestellt.
Levante kann problemlos mit den besten Vollverstärkern der Welt mithalten. Wer auf entspannten Klang mit traumhaften Stimmen, großem und tiefem Raum und einem schwingenden statt knochentrockenem Bass steht, der darf ihn auch als den besten sehen. Jan Sieveking hat sich nach fünf Sekunden Musikhören mit dem Levante von einem deutlich teureren und leistungskräftigeren Vollverstärker aus der Schweiz getrennt. Und den Vertrieb für die Marke übernommen.